Sassicaia

Es gibt schon wirkliche Paradiese auf dieser Welt, Kleinode von großem Ausmaß, in denen Mensch und Natur das harmonischste Miteinander führen. Die Tenuta San Guido in der Toskana muss so ein Ort sein. Ein riesiges Areal mit großem Naturschutzgebiet, mit nachhaltigen Anbauflächen, mit Pferdezucht und Olivenhaien. Und mit Rebstöcken, aus denen der weltweit geschätzte Sassicaia Rotwein hergestellt wird. 200.000 Flaschen pro Jahr – mehr gibt es nicht. Sassicaia setzt den Maßstab für die neue Kategorie Super-Toskaner.

Sassicaia: Wo italienischer Rotwein neu gedacht wurde

Können Sie sich 2.500 Hektar Land vorstellen? Das sind ungefähr 3500 Fußballfelder, auch wenn der Vergleich langsam etwas abgedroschen wirkt. Und dieses Land steckt voller Vielfalt, Feuchtgebiete und Wälder, Erhöhungen und Meeresküste. Mario Incisa della Rochetta, dessen Familie seit vielen Generationen die Ländereien besitzen, zog es nach seinem Studium in Pisa gemeinsam mit seiner Frau Clarice eben in genau dieses Idyll. Wein und Pferde waren ihre Leidenschaften, beidem konnte man hier bestens nachgehen. Das Winzerherz von Mario schlug aber nicht für die klassischen italienischen Rebsorten wie Nebbiolo und Sangiovese, die eigentlich Tradition bei italienischen Rotweinen haben. Er hatte eine Vorliebe für französische Sorten: Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc.
Nur irgendwie schien es verpönt und in der Fachwelt auch etwas verwirrend, warum denn aus einer französischen Rebsorte ein guter italienischer Wein hergestellt werden soll. Den Ungläubigen zu trotz, war Mario Incisia della Rochette der felsenfesten Überzeugung, seine beiden Cabernet-Sorten würden hier bestens gedeihen und einen hervorragenden Wein hervorbringen. Er sollte Recht behalten. Sicherlich auch, weil die Boden- und Klimabeschaffenheiten in der Toskana denen im Bordeaux gar nicht so unähnlich sind.

Die Erfolgsgeschichte von Sassicaia

Anfangs kamen ausschließlich Familienmitglieder und Freunde in den Genuss des feinen, neu interpretierten Weines. Wer jedoch etwas so wunderbares herstellt, darf es der Welt doch nicht vorenthalten, ganz gleich, wie die Fachmänner/-frauen bisher über französische Rebsorten in Italiens Toskana gedacht haben. Und so wurde 1968 der erste offizielle Jahrgang herausgebracht. Der Wein kam an, die Winzer pflanzten kurzerhand zwölf Hektar weiterer Parzellen mit Trauben. Jedoch erst vier Jahre später nahm die Sassicaia-Wein-Geschichte so richtig Fahrt auf, mit der Etablierung von Vertriebswegen. Nur leider musste der so aromatische und gute Rotwein als einfacher Tafelwein ausgewiesen werden, denn französische Rebsorten waren in der Klassifizierung italienischer Spitzenweine schlicht nicht vorgesehen. Bis 1994 wurden die Sassicaia-Weine daher quasi unter Wert verkauft, zumindest was das Qualitäts-Siegel angeht. Mittlerweile erkannte man aber die Wichtigkeit und vor allem die Besonderheit der Super-Toskaner-Geschichte und nahm auch die Rebstöcke in der Bolgheri Region, in der sich auch die Tenuta San Guido befindet, mit auf in die zugelassenen Qualitätsbestimmungen. Schon kurz darauf machte Sassicaia von sich reden und heimste zahlreiche Lobtiraden und Bestpunktzahlen ein. Hier die Eckdaten des 2018er Jahrgangs:

  • 97/100 möglichen Punkten verlieh ihm der Wine Advocat Robert Parker
  • Gerne darf der Wein noch ein paar Jahre in der Flasche nachreifen (also wirklich, gut und gerne noch mindestens fünf Jahre): Trinkbar ist er noch lange, bis 2040 wird geschätzt.
  • Vier bis sechs Stunden vor dem Genuss sollte der Sassicaia 2018er dekantiert werden, um sein volles Aroma zu entfalten.
  • Das Aroma zeigt eine Mischung aus dunklen Früchte, etwas Kakao, bzw. Schokolade und einer angenehmen Säure.

Die Vielfalt der Natur schätzen und nutzen

Heute werden auf rund 90 Hektar Weinstöcke angebaut. Ein zweites Standbein der Familie ist die Produktion von Olivenöl. Rund 6000 Bäume liefern die sonnengereiften Früchte dafür, weitere 2000 Bäume gehören Mutter Natur. Sie halten und versorgen den Boden, die herabfallenden Früchte ernähren Kleinsttiere und alles in allem scheint hier die Welt wirklich in Ordnung zu sein. Das schmeckt man dem Olivenöl auch an. Zumal hier nicht in großen Monokulturen angepflanzt wird, auch wenn 6000 Bäume durchaus „viel“ erscheinen. Statt Monokulturen stehen die verschiedenen Olivensorten quasi bunt durcheinander. Leccino, Moraiolo, Pendolino und Frantoio, das sind die vier Sorten, welche auf der Tenuta San Guido angebaut und zum hauseigenen Sassicaia Öl verarbeitet werden.

  1. Leccino: Sie ist eine der ältesten, dokumentierten Olivensorten der Welt und vor allem in der Toskana zu Hause. Aber auch international erfährt diese relativ milde, aber trotzdem aussagekräftige Olive, mehr und mehr Beachtung und wird vor allem in den USA angebaut.
  2. Moraiolo: Fruchtig, scharf und etwas bitter, das sind die sensorischen Eigenschaften der Moraiolo-Olive. Auch sie ist in Italien weit verbreitet, mag es etwas wärmer, ist aber sonst sehr widerstandsfähig im Umgang mit den Naturgewalten.
  3. Pendolino: Die Oliven dieser Sorte bringen sehr schmackhafte Öle hervor, wo sich Bitter und Süße optimal die Waage halten. Selten jedoch wird es als sortenreines Olivenöl angeboten, zudem sind die Bäume recht anfällig, was Krankheiten angeht.
  4. Frantoio: Aus diesen mittelgroßen Oliven mit sehr guter Fruchtfleisch- und Fettausbeute werden Öle gefertigt, die kräuterig-mandelähnlich im Geschmack sind und die in satter, grüner Farbgebung daherkommen. Frantoio ist ebenfalls in der Toskana beheimatet. Das Gute an dieser Sorte: Sie ist selbstbestäubend und kann gut genutzt werden, um als Partner andere Bäume zu bestäuben (bzw. zu bestäuben lassen, danke ihr fleißigen Bienen!)

Natürlich wird kalt gepresst, um die vielen wichtigen Inhaltsstoffe und die Aromen der Oliven zu erhalten. Das Sassicaia Olio Extra Vergine di Olivia enthält nur wenig Säure und begeistert im Geschmack mit einer gewissen Schärfe und ebenso fruchtigen Anklängen. Es macht sich prima auf frischzubereitetem Bruschetta und als Beigabe zu Salaten.

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