Geschichte des Rums
Am Anfang war das Zuckerrohr. Die Spirituose Rum ist an sich nur ein Nebenprodukt der Zuckerrohrproduktion. Urkundlich erwähnt wird „Rumbullion“ (englisch für Tumult) erstmalig im Jahre 1650. Schon früh erkannten findige Plantagenbesitzer, dass sich das Melasse-Destillat durchaus auch vergolden ließ. Die Herstellung war billig, das Produkt für jedermann erschwinglich. Folglich dauerte es nicht lange, bis vor allem die Seeleute der Handelsmarinen und Kriegsmarinen (zur Förderung der Gesundheit und vor allem der Laune) auf den Geschmack des Feuerwassers kamen. Die British Royal Navy pflegte die Tradition des Ausschanks der täglichen Rum-Ration durch den Schiffszahlmeister (den Purser oder Pusser) von etwa 1661 bis sage und schreibe 1970 (Der Grog beruht auch auf dieser Tradition: ein mit Rum gemischter Becher mit Wasser). Und ein typischer Pirat ohne eine „Buddel voll Rum“ wäre schlichtweg undenkbar!

Definition und Herstellung
Die Bezeichnung Rum ist eindeutig definiert: Die Spirituose, mit einem Mindestalkoholgehalt von 37,5% vol, ist ein Destillat aus Zuckerrohrsaft oder Zuckerrohrmelasse (zerkleinertes und ausgekochtes Zuckerrohr).
Die Herstellung ist kein Hexenwerk:
Der Zuckerrohrsaft oder die Zuckerrohrmelasse werden mit Hefe versetzt und innerhalb von etwa 2-3 Tagen zur Fermentation gebracht (das ist die Umwandlung des vorhandenen Zuckers in Alkohol). Diese Maische oder „Zuckerrohrwein“ hat etwa 4 – 10% vol. Durch die Destillation der Maische entsteht nun ein Rum mit 65% vol. bis teilweise sogar 95% vol. Damit wäre der Produktionsprozess theoretisch abgeschlossen.
Etwas demineralisiertes Wasser dazugeben um ihn auf Trinkstärke zu bringen und schon hat man für die Abfüllung einen klaren, „weißen“ Rum, den Rum Blanco, der für Longdrinks oder Cocktails eingesetzt wird, pur genossen eher etwas scharf und unreif am Gaumen liegt. Ein Connaisseur hingegen bevorzugt die gereiftere Rum-Variante den „braunen Rum“, der sich mit seinem Fass aromatechnisch austauscht.
Fassreifung
Sowohl die Holzart als auch der Standort der Lagerhallen haben einen entscheidenden Einfluss auf das Aroma des Rums. Verwendet werden ausschließlich gebrauchte Eichenfässer; entweder aus amerikanischer Weißeiche (mit dichteren Holzfasern) oder aus französischer Eiche der Region Limousin (mit einem etwas durchlässigeren Körper). Je wärmer die Außentemperaturen umso stärker und schneller reagieren der Rum und sein Fass miteinander. Rums, die in den Tropen gelagert werden erreichen so zum Beispiel schneller einen Reifegrad als Rums die in kälteren Klimazonen heranreifen. Je länger ein Rum im Fass ruht, umso dunkler wird er (außer natürlich, man versetzt einen Jungspund mit Zuckercouleur). Je länger das Fass ihn bedeckt, umso süßer wird er und umso mehr Komplexität gewinnt er. Außerdem entzieht das Holz dem Rum wesentlich mehr unerwünschte Stoffe.
Entscheidet der Maestro Ronero nun, dass der Rum soweit ist, geht es – nach einer eventuellen Verdünnung mit destilliertem Wasser - entweder direkt in die Flasche als seltene Single-Cask-Abfüllung oder (der häufigere Fall) in die nächste Phase, in das Blenden.
Blenden
Dabei werden Rums unterschiedlichen Alters und Charakters zu einer Gesamtkomposition vereint, die einheitlicher, zugänglicher und marktkonformer wird. Während des Blendens können auch natürliche Zutaten, wie zum Beispiel Gewürze oder Kokosnuss-Saft hinzugefügt werden. Dann entstehen sogenannte flavoured –, infused - oder spiced Rums.
Das Solera-Verfahren
Ist eine besondere Art des Blendings. Dabei werden sehr junge Rums ( die oben liegenden Fässer) immer wieder mit älteren, darunter liegenden Jahrgängen vermählt und weiterhin in Fässern gelagert. Bis sie letztendlich – aus den untersten Fässern – den Soleras – entnommen und auf Trinkstärke reduziert, abgefüllt werden. Die Altersangabe dieses Blends bezieht sich auf den ältesten Rum der Assemblage.

Einteilung
Rum ist nicht gleich Rum. Ganz davon abgesehen, dass es alleine schon mehrere Namen für diese Spirituose gibt, unterscheiden sich die einzelnen Rums auch in ihren definierten Rohstoffen, Reifejahren und Reifeverfahren deutlich voneinander.
Alter – gilt nicht für die Soleras
Weißer Rum (Rhum Agricole AOC blanc) - lagert mindestens 3 Monate in Edelstahlfässern.
AOC (rhum paille oder rhum ambré) -lagert mindestens 1 Jahr in Eichenfässern.
Sogenannter „Alter Rum“ (rhum vieux) -lagert mindestens 3 Jahre in Fässern.
Hier gibt es drei Qualitätsstufen:
- VO mindestens 3 Jahre in Eichenfässern gelagert
- VSOP mindestens 4 Jahre in Eichenfässern gelagert
- XO mindestens 6 Jahre in Eichenfässern gelagert.
Reift ein Rum 10 Jahre oder länger, bezeichnet man ihn als „hors d´age“.
Herkunftsländer
Rum wird in der Karibik, in Mittelamerika, Südamerika sowie den Philippinen, Australien, Madagaskar, Mauritius, Indien, La Réunion, den Kanaren, Kap Verde und noch einigen anderen Ländern produziert.
Rohstoffe
Aus Zuckerrohrsaft oder Melasse hergestellter Rum
Rum oder Ron (auf kastilisch) oder Rhum (auf Französisch)
Nur aus Zuckerrohrsaft hergestellter Rum
Rhum Agricole (Frankreich aus den französischen Überseedepartements)
Das ist ein Rum sogenannter ‚landwirtschaftliche Herstellung‘, der aus den französischen Überseedepartements stammt (Martinique, Guadeloupe, Haiti, Französisch-Guayana, Réunion und Mauritius). Er unterscheidet sich von normalem Rum vorrangig durch seine Herstellung aus frischem Zuckerrohrsaft und hat nur einem Anteil von gerade einmal 3 % der weltweiten Rumproduktion. Er stammt noch aus einer Zeit der Zuckerrohr-Melasse-Knappheit.
Rum – Verschnitte
Bei den im 19. Jahrhundert von findigen Apothekern kreierten Rum-Verschnitten handelt es sich um eine Mischung aus Ethylalkohol, Wasser und verschiedener Aromastoffen und Farbstoffen die der Spirituose einen rumähnlichen Geschmack und Aussehen verleihen. Diese Spirituosen werden – wenn sie aus Österreich stammen – als Inländer-Rum bezeichnet.