Der Charakter
Gin ist ein klarer Branntwein, der auf Basis von hochprozentigem Neutralalkohol hergestellt wird. Bittersüße Wacholderbeeren, herbe Kräuter und vollmundige Gewürze prägen seinen unverwechselbaren Charakter. Nur natürliche oder naturidentische Aromastoffe finden ihren Weg in die Flasche, wobei die elegante Wacholdernote meist dominiert. Gin ist eine Spirituose von besonderer Eleganz und Raffinesse. Er schmeckt erfrischend anders und kann mit jedem Schluck überraschen und begeistern!
Die Geschichte
Gin wurde erstmals in der Mitte des 17. Jahrhunderts schriftlich erwähnt. Zu dieser Zeit experimentierte der holländische Arzt Franciscus Sylvius de la Boe mit unterschiedlichen Wacholderdestillaten, die Bauchschmerzen und Koliken lindern sollten. Sein Wacholderschnaps (Genever) beruhigte jedoch nicht nur den Magen, sondern erfreute auch den Gaumen. Genever wurde zu einem begehrten Tropfen, der bald im ganzen Land für Furore sorgte. Um die steigende Nachfrage zu bewältigen, musste der Arzt mit namhaften Brennereien kooperieren und legte damit den Grundstein für die kommerzielle Ginproduktion.
Gin goes Britain – Die Gin Craze
Britische Soldaten brachten den Wacholderschnaps mit in ihre Heimat, wo er weil man sich im Empire mit der Aussprache von „Genever“ doch etwas schwer tat den Namen Gin erhielt. Im Jahr 1702 bestieg Queen Anne den englischen Thron und erlaubte (dummerweise) allen Untertanen, ihren eigenen Gin zu produzieren. Dies führte zu einer schlimmen nationalen Krise der später als „Gin-Craze“ bezeichneten Zeit. Die allgemeine Trunkenheit ließ die Kriminalitätsrate explodieren, der Markt wurde von minderwertigen Destillaten überschwemmt. Schließlich musste die Regierung eingreifen, saftige Steuern erheben sowie strenge Qualitätskontrollen anordnen, um die Qualität der Destillate wieder anzuheben. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Gin dadurch zu einer hochwertigen Spirituose. Mittlerweile ist er ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Genusskultur.
Wacholder und Botanicals – eine verführerische Symbiose
Wacholderbeeren werden als die Seele des Gins bezeichnet, da sie der Spirituose ihren authentischen Geschmack verleihen. Der Wacholder gehört zu den Zypressengewächsen und stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Seine schwarzblauen Beeren, die erst nach einer dreijährigen Reifezeit erntebereit sind, werden für ihre beeindruckende Vielseitigkeit geschätzt. Die bittersüßen und durch und durch würzigen Früchte kommen nicht nur bei der Ginherstellung zum Einsatz, sondern veredeln auch Soßen sowie herzhafte Fisch- und Fleischgerichte.
Die Botanicals
Botanicals sind Gewürze, Kräuter oder Wurzeln, die dem Gin beigefügt werden, um sein individuelles Aroma zu kreieren. Viele bekannte Ginsorten werden nach einer streng geheimen Rezeptur hergestellt. Die genaue Zusammensetzung der einzelnen Zutaten bleibt ein gut gehütetes Geheimnis und ist lediglich dem Hersteller bekannt.
Neben Wacholderbeeren, die in jedem Gin enthalten sein müssen, sind Koriandersamen sowie Orangen- und Zitronenschalen besonders beliebte Botanicals. Weitere bekannte Geschmacksgeber sind Zimt, Kümmel und Lakritze. Auch Rosmarin, Engelwurz oder Ingwer gehören zur Gruppe der häufig verwendeten Zutaten. Die Auswahl der natürlichen Aromastoffe ist schier grenzenlos. Exotisch anmutende Botanicals erfreuen sich steigender Beliebtheit, da sie für eine erfrischende Abwechslung sorgen.
Die Herstellungsarten – Mazeration, Digestion und Perkolation
Zur Aromatisierung des Gins können nach der Destillation des Neutralalkohols drei unterschiedliche Methoden angewendet werden:
Kaltauszug/Mazeration
Bei der Mazeration werden die Botanicals zunächst ausgepresst oder zerkleinert, damit sie die ganze Fülle ihrer Aromen freigeben. Danach werden sie für mehrere Wochen in Alkohol eingelegt. Abschließend wird das Destillat gefiltert und verdünnt, bevor die finale Abfüllung erfolgt.
Heißauszug/Digestion
Die Digestion ist eine weitere anerkannte Aromatisierungsmethode. Pflanzen, Kräuter oder Wurzeln werden zerkleinert und bei etwa 70 Grad in Alkohol eingelegt, damit ihre ätherischen Öle schonend an das Destillat abgegeben werden.
Mehrfacharomatisierung/Perkolation
Bei der Perkolation werden Wasserdampf sowie der gasförmige Alkohol durch riesige Siebe geleitet, in denen Wacholderbeeren und ausgewählte Botanicals liegen. Dabei werden die facettenreichen Pflanzenaromen schonend absorbiert.
Die Klassifizierung
Es werden vier klassische Ginsorten Stilrichtungen unterschieden:
1. Dry Gin
Ein trockener, ungesüßter Gin, der sich durch eine stark ausgeprägte Wacholdernote auszeichnet und von leicht bitteren Anklängen begleitet wird.
2. London Dry Gin
Die Aromastoffe für den London Dry Gin müssen während der Destillation zugesetzt werden, eine nachträgliche Beimischung ist strengstens untersagt. Eine feinwürzige Aromenvielfalt und eine kräftige Wacholdernote sind typisch für diesen trockenen Gin.
3. Old Tom Gin
Der Old Tom Gin eignet sich vor allem zum Verfeinern von Mixgetränken. Seine dezente Süße sowie sein leicht fruchtiger Geschmack sind ein Gewinn für jeden Cocktail.
4. Plymouth Gin
Der Plymouth Gin präsentiert sich betont vollmundig, fruchtig und süß. Er besitzt eine liebliche Wacholdernote, die von erdigen Anklängen abgerundet wird.
5. New Western Dry Gin
Der Wacholder rückt hier in den Hintergrund. Andere, teils sehr Exotische Botanicals bestimmen hier den Geschmack der Gins.